Lebensmittelallergien – wichtige Hintergrundinformationen

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Baby Brei

Unverträglichkeiten richtig erkennen

Wir neigen dazu, ein möglichst ideales Bild von einer ganzheitlichen Ernährung des Kindes zu pflegen. Stichworte wie „Natürlich“, „Ökologisch“ oder „Biologisch“ bestimmen die Wahl der in Frage kommenden Lebensmittel. Schwierig wird es allerdings dann, wenn sich gegenüber bestimmten Lebensmitteln eine Allergie herausbildet.

Manchmal ist es schwierig, die hier auftretenden Symptome richtig zu deuten. Denn dabei eignen sich leider nur bedingt allgemeingültige Lehrsätze – Lebensmittelallergien bei Kindern erfahren je nach Lebensalter eine andere Bedeutung. In den folgenden Absätzen widmen wir uns diesem Thema und fokussieren uns dabei auf die „klassischen“ Lebensmittelallergien bei Kindern.

Unverträglichkeiten

Prinzipiell ist es so, dass Babys und Kleinkinder eher selten von Lebensmittelallergien betroffen sind. In den letzten Jahren lässt sich aber dennoch ein gewisser positiver Trend ableiten, wobei es hierfür keine eindeutig abzugrenzenden Auslöser gibt. Klar ist aber in jedem Fall, dass der weit überwiegende Teil der Allergien durch natürliche, gesunde Grundnahrungsmittel ausgelöst wird. Babys und Kleinkinder, die als „vorbelastet“ gelten, haben ein höheres Risiko – Eine Vorbelastung ist beispielsweise durch Stoffwechselstörungen gegeben oder durch bereits existierende, aber „im Verborgenen“ ruhende Lebensmittelallergien. Ein Allergiker hat dabei grundsätzlich eine höhere Affinität dazu, weitere Allergien zu entwickeln. Typische Symptome, die durch den Genuss bestimmter Lebensmittel auftreten, sind beispielsweise Durchfall und Erbrechen, aufkommende Übelkeit oder Hautveränderungen. Diese Symptome deuten zunächst auf eine Unverträglichkeit hin, eine Lebensmittelallergie ist nämlich erst dann gegeben, wenn der Ursprung dieser Symptome in körpereigenen Abwehrmechanismen liegt. Zweifelsfrei feststellen lässt sich dies mithilfe von Testverfahren, die eine Blutentnahme erfordern oder bestimmte Reaktionen auf der Haut nötig machen. Ganz einfach kann auch durch eine Diät, also das Weglassen bestimmter Lebensmittel für einen gewissen Zeitraum, der Nachweis erbracht werden.

Hinweis: Allergische Reaktionen stehen immer mit dem im Lebensmittel enthaltenen Eiweiß in Verbindung. Sie entstehen nicht zwangsläufig beim ersten Kontakt, sondern können sich schrittweise in Form komplexer Symptome verstärken oder auch erst nach Jahren plötzlich auftreten.

Kuhmilchallergie

Eine in westlichen Industriestaaten zunehmend auftretende Allergie bei Kleinkindern ist die Kuhmilchallergie, auch Kuhmilcheiweißallergie genannt. Kuhmilch gilt in vielen Kulturkreisen als Grundnahrungsmittel, was die schon früh auftretende Verbreitung nachvollziehbar macht. Eine Unterscheidung muss dabei zwischen den möglichen Reaktionstypen vorgenommen werden. Allergische Reaktionen lassen sich entweder auf Kasein oder Molkeneiweiß zurückführen, sie sind gleichermaßen in entscheidenden Mengen in Kuhmilch enthalten. Deutlich abzugrenzen jedoch von der Laktoseintoleranz, also einer Milchzuckerunverträglichkeit, die deutlich häufiger auftritt.

Schätzungen gehen davon aus, dass etwa zwei bis drei Prozent aller Babys und Kleinkinder in Europa hiervon betroffen sind. Damit sind sie etwa zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Erwachsene – die Chance besteht, dass im Laufe der Entwicklung eine deutlich verringerte Symptomatik gegeben ist. Dass vor allem Kleinkinder und Säuglinge von einer Milcheiweißallergie betroffen sind, hängt mit dem sich erst stetig ausbildenden Verdauungssystem zusammen. Die frühkindliche Darmschleimhaut zeigt sich hier noch sehr durchlässig, wodurch die Spaltung der Milcheiweiße nicht vollständig verläuft und diese damit in die Blutbahn gelangen können. Die typischen Milcheiweißallergie-Symptome äußern sich in Form von Müdigkeit, Abgeschlagenheit, einem Gefühl der Unruhe und Ängstlichkeit, mitunter auch als Schlafstörung. Im Bereich des Magen-Darm-Traktes führen Reaktionen zu häufigem Aufstoßen, Erbrechen und Sodbrennen, der starren Nahrungsverweigerung und möglicherweise Koliken in Verbindung mit untröstlichem Weinen. Je nach Schweregrad ist das Ganze in sofort und verzögert auftretende Symptome einzuteilen. Auch nach mehreren Stunden oder gar Tagen wären Symptome theoretisch denkbar. In solchen Fällen empfiehlt sich unter jedem Umstand die Konsultation des behandelnden Kinderarztes.

Fruktoseintoleranz oder Fruktosemalabsorption

Wie eingangs erwähnt, neigen viele Eltern zu einem kategorischen Ausblenden dahingehend, dass selbst besonders „gesunde“ Lebensmittel die Ursache einer Lebensmittelallergie sein können. Erschwert wird das Ganze dadurch, dass aus medizinischer Sicht nur selten eindeutige Rückschlüsse möglich sind. Ein tatsächliches Problem ist bei Kleinkindern die sogenannte Fruktoseintoleranz, also eine Stoffwechselstörung. Sie kann bereits seit Geburt bestehen oder „erworben“ sein, sich also im Laufe der Zeit ausgebildet haben. Fruktose ist die korrekte Bezeichnung für Fruchtzucker, und dieses befindet sich zu Genüge in vermeintlich gesundem Obst. In der Praxis äußert sich das Problem vor allem bei kleineren Mengen nicht wesentlich. Da Kinder aber kleine Naschkatzen sind, provozieren sie hierdurch bestimmte Reaktionen gewissermaßen selbst. In extremen Fällen, wenn von einer hereditären Fruktoseintoleranz die Rede ist, muss das betroffene Kind unter allen Umständen auf Obst und andere Fruchtzuckerquellen verzichten. Die Fruktoseintoleranz ist auf ein bereits seit Geburt existierendes Enzymdefizit zurückzuführen, das unbedingt behandlungswürdig ist und unbehandelt zu Schäden an Nieren und Leber führen kann.

Deutlich häufiger ist in der Praxis die sogenannte Fruktosemalabsorption anzutreffen. In dem Fall wird zu viel Fruktose in den Dickdarm geleitet, wo sie durch Abbauprozesse zu Wasserstoff, Kohlendioxid und anderen Stoffen wird, die ihrerseits zu typischen Symptomen der „Unverträglichkeit“ führen. Verantwortlich ist hierfür ein Defekt. Ärzte empfehlen eine Eliminationsdiät, also ein möglichst striktes Meiden der jeweiligen Lebensmittel sowie von sorbithaltigen Nahrungsmitteln. Im Anschluss daran ist es möglich, schrittweise auf ein bestimmtes Verträglichkeitsniveau zu kommen.

Fazit

Aufgrund vieler sich überschneidender oder nicht eindeutig abzugrenzenden Symptome, die im Bereich der Fruktosemalabsorption auch leicht mit einem Reizdarmsyndrom verwechselt werden können, ist Ruhe das beste Mittel bei auftretenden Reaktionen. Kinder und Säuglinge stehen am Beginn ihrer Entwicklung, ihnen verabreichte Lebensmittel müssen daher unter besonderer Beobachtung stehen. Ein Nahrungstagebuch und ein möglichst genaues Bild über bestimmte Symptome ist empfehlenswert.

Janina Wolf
Autor: Janina Wolf
Aktualisiert am: 22.03.2021