Erste Hilfe beim Baby

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Erste Hilfe beim Baby

Richtiges Verhalten kann Leben retten

Was das Wohlbefinden des eigenen Kindes angeht, haben viele Eltern ein gutes Bauchgefühl. Sie spüren instinktiv, wenn eine Erkrankung im Anmarsch ist oder was dem Kind gerade guttut, wenn es Beschwerden hat.

Es ist gut, wenn Eltern trotz aller Ratgeberlektüren und Forenbeiträge wieder lernen, auf ihr Bauchgefühl zu vertrauen und eigene Strategien zu entwickeln, um mit Krankheitssymptomen und kleineren oder größeren Blessuren umzugehen.  Ein wenig anders sieht es allerdings aus, wenn es einmal zu einem ernsteren Unfall kommen sollte, bei dem es um schwerwiegende Verletzungen geht und eventuell sogar das Leben des Kindes auf dem Spiel steht. In diesem Fall ist Erste Hilfe angesagt. Hier muss jeder Handgriff sitzen, denn im Ernstfall kann es auf Sekunden ankommen. Vor allem bei Babys können Unfälle schnell ein hohes Risiko mit sich bringen.  Erste-Hilfe-Kenntnisse, die besonders auf die Bedürfnisse von Babys und Kleinkindern ausgerichtet sind, sind eine wertvolle Unterstützung im Ernstfall. Wichtige Grundkenntnisse und Handgriffe finden Eltern zum Beispiel im Erste-Hilfe-Ratgeber bei Elterngeld.de. Dort stehen auch praktische Flyer mit Kurzanleitungen für den Notfall zum Downloaden und Ausdrucken bereit. Sie helfen Eltern, ruhig zu bleiben, richtig zu reagieren und vielleicht sogar das Leben ihres Kindes zu retten. 

Ersticken

Das Risiko des Erstickens ist bei Babys und Kleinindern sehr groß, denn vor allem im ersten Lebensjahr stecken sie noch mit Begeisterung alles in den Mund. Tatsächlich ist Ersticken der häufigste Grund für einen Notruf bei Kindern im Alter von ein bis vier Jahren.  Zu einer kindersicheren Umgebung gehört es, alle verschluckbaren Kleinteile außerhalb der Reichweite von Babys und Kleinkindern aufzubewahren. Doch trotz aller Sorgfalt kann es immer wieder geschehen, dass die kleinen Entdecker auf ihrem Streifzug durch die Wohnung oder bei einem Spaziergang etwas aufheben. Schon ein Kirschkern oder ein Kieselstein reichen aus, um die noch sehr enge Luftröhre von Babys und Kleinkindern zu verstopfen. 

Jetzt ist schnelles Reagieren wichtig.

  • Der Sandwich-Griff kann helfen, um feststeckende Kleinteile aus der Luftröhre zu lösen.
  • Notruf 112 rufen
  • Reanimation

Sandwich-Griff

  • Das Baby liegt mit Bauch und Gesicht nach unten auf dem Unterarm des Erwachsenen. Die Hand des Erwachsenen stützt den Kopf, der leicht nach unten geneigt liegt.
  • Es folgen fünf feste und gezielte Schläge mit der freien Hand zwischen die Schulterblätter des Kindes.
  • Rutscht der Gegenstand aus der Luftröhre, hustet das Kind hörbar und die Gefahr ist vorüber.
  • Atmet das Kind weiterhin nicht, wird es in derselben Position vorsichtig auf den Rücken gedreht. Der Kopf wird durch die elterliche Hand gestützt und liegt weiterhin leicht nach unten geneigt. 
  • Der Erwachsene setzt nun seinen Zeige- und Mittelfinger ungefähr einen Fingerbreit unter der Brustwarze des Kindes in der Mitte des Brustkorbes an. Es erfolgen fünf kräftige Stöße, die den Brustkorb ungefähr 2 bis 3 Zentimeter tief kontrahieren. 
  • Rutscht der Fremdkörper in die Mundhöhle und das Kind beginnt wieder zu atmen, ist die Gefahr vorüber. 
  • Atmet das Kind weiterhin nicht, werden noch einmal Rückenklopfen und Bauchklopfen im Wechsel durchgeführt.
  • Steckt der Fremdkörper noch immer fest und die Atmung bleibt aus, gilt sofort:

Reanimation

Die richtige Reanimation kann dem Kind wertvolle Minuten schenken, bis der Notarzt eingetroffen ist.

  • Atmung überprüfen

Der Kopf des Erwachsenen ist ganz dicht über Mund und Nase des Kindes, der Blick ist auf den Bauch gerichtet. Sind Bewegungen des Brustkorbes zu sehen? Ist ein Luftzug an der Wange zu spüren? Sind Atemzüge hörbar? Ist keine Atmung festzustellen, beginnt die Reanimation.

  • Beatmung beim Baby

Bei Babys und kleinen Kindern beginnt man grundsätzlich mit 5 Atemspenden. Erst nach der ersten Herzdruckmassage werden nur noch jeweils 2 Atemhübe gegeben. Das Kind muss auf dem Rücken liegen. Bei Babys bis 12 Monaten wird der Kopf nicht überstreckt, sondern lediglich das Kinn leicht angehoben.  Damit bei der Atemspende keine Luft entweicht, wird der Mund über Mund und Nase des Babys gelegt. Atme so in Mund und Nase des Babys, dass sich sein Brustkorb hebt. Lass dann erst die Luft entweichen.  (Quelle: https://www.elterngeld.de/erste-hilfe-am-baby/) 

  • Herzdruckmassage beim Baby

Das Baby wird entkleidet, soweit dies ohne Mühe möglich ist. Der Erwachsene platziert Daumen und Zeigefinger in der Mitte des Brustkorbes ungefähr im unteren Drittel des Brustbeines. Das Brustbein wird mit beiden Fingern etwa 4 Zentimeter nach unten gedrückt. Nach der Kontraktion wird der Druck vollständig entlastet, ohne die Finger ganz vom Brustbein wegzunehmen. Das Brustbein wird bei jeder Massage etwa 30-mal nach unten gedrückt. Die Geschwindigkeit entspricht ungefähr 100 bis 120-mal pro Minute. Nach der Massage wird kurz die Atmung überprüft und gegebenenfalls wird die Atemspende fortgesetzt. 

Schema: 5x – 30x – 2x – 30x – 2x – 30x 

Wichtig: Eltern sollten nur etwa eine Minute allein reanimieren, danach zunächst den Notruf 112 anrufen und die Reanimation fortsetzen.

Vergiftungen

Auch Vergiftungen bei Babys und Kleinkindern sorgen immer wieder für Noteinsätze. Über 100.000 Fälle von Vergiftungen bei Kindern zwischen ein und fünf Jahren melden Ärzte und Krankenhäuser jährlich. Sollten Kinder mit giftigen Stoffen in Berührung kommen, müssen Eltern schnell reagieren. 

Dies sind typische Anzeichen für eine Vergiftung:

  • plötzliche Verhaltensänderung (Müdigkeit, Erregung. Zittern, Wanken)
  • gerötete Schleimhäute oder Mundbereich, eventuell Schluckbeschwerden
  • eventuell starker Mundgeruch oder verfärbter Speichel
  • vermehrter Speichelfluss
  • krampfartige Beschwerden, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
  • Kopfschmerzen, Schwindel
  • Bewusstseinseintrübung, Apathie, Bewusstlosigkeit
  • Atemstörung

(Quelle: https://www.elterngeld.de/erste-hilfe-am-baby/) 

Diese Symptome können in unterschiedlich schweren Ausprägungen und einzeln oder auch in Kombination auftreten.  Wenn Eltern eine Vergiftung vermuten, sollten sie sofort Kontakt mit einer der verzeichneten Giftnotrufzentralen aufnehmen. Dort erhalten sie weitere Anweisungen. Praktische Hilfe für unterwegs leistet auch die Kinder-und-Gift-App, die kostenlos für das Smartphone zur Verfügung steht. 

Verbrennungen

Erleiden Babys oder Kleinkinder eine Verbrennung, sollten Eltern sofort den Notarzt alarmieren, denn bereits 8 % verbrannter Haut können für Babys lebensgefährlich werden, zum Beispiel durch einen Wundschock und einen Kreislaufzusammenbruch. Erste Verbrühungen entstehen bereits ab einer Temperatur von 52 Grad. 

Nachdem der Notarzt alarmiert ist, können die folgenden Kenntnisse helfen:

  • Kleidung nur entfernen, wenn sich das Kind mit einer heißen Flüssigkeit verbrannt hat, die noch in der Kleidung ist.
  • Wurde Kleidung durch Feuer in die Haut gebrannt, darf sie nur vom Arzt entfernt werden.
  • Großflächige Verbrennungen oder Verbrennungen am Rumpf niemals kühlen.
  • Kleinere Verbrennungen werden nur 10 Minuten mit etwa 15 Grad kühlem Wasser gekühlt, niemals mit Eiswasser. 
  • Größere Verletzungen werden etwa drei Minuten mit handwarmen Wasser gekühlt (25 bis 30 Grad).
  • Brandwunden müssen bis zur ärztlichen Behandlung möglichst steril mit einem nicht fusselnden Material abgedeckt werden.
Janina Wolf
Autor: Janina Wolf
Aktualisiert am: 08.03.2021