Cytomegalie (CMV) in der Schwangerschaft

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Wie gefährlich ist eine Erstinfektion in der Schwangerschaft?

Eine Erstinfektion mit Cytomegalie in der Schwangerschaft – besonders im ersten und zweiten Drittel - kann für das ungeborene Kind gefährlich werden. Cytomegalie wird durch das humane Cytomegalievirus (HCMV oder CMV) ausgelöst. Dieses Virus gehört zur Familie der Herpes Viren.

Dieser Artikel ist Bestandteil unserer großen und umfangreichen Schwangerschaftscheckliste.

Zur Checkliste

Wie alle Herpesviren verbleibt das Cytomegalievirus nach der Erstinfektion ein Leben lang im Körper. In Deutschland sind circa 40 bis 70 Prozent der Bevölkerung mit CMV infiziert. Eine Erstinfektion mit Cytomegalie erfolgt in den meisten Fällen ohne oder nur mit sehr geringen erkältungsähnlichen Symptomen wie beispielsweise Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, dem Anschwellen der Lymphknoten oder Fieber.

Inkubationszeit

Die Inkubationszeit von Cytomegalie beträgt zwei bis sechs Wochen.

Übertragung

Der Cytomegalievirus wird über Tröpfchen- und Schmierinfektion, das heißt über Speichel, Urin, Tränen oder Genitalsekret  übertragen. Eine Ansteckung kann auch über Zervixschleim, Muttermilch oder durch Blut erfolgen.

Antikörpertest

Da eine Cytomegalie in den meisten Fällen ohne Beschwerden auftritt, wird sie von dem meisten Schwangeren gar nicht wahrgenommen. Deshalb sollten Frauen bereits bei einem Kinderwunsch und während Schwangerschaft im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft etwa alle zehn Schwangerschaftswochen einen CMV Test machen, um eine eventuelle Cytomegalie frühzeitig festzustellen. Sie finden den Checklistenpunkt „Cytomegalietest“ auch in unserer großen Schwangerschaftscheckliste zum Abhaken.

Die Kosten für den Test betragen zwischen 15 und 40 Euro. Da der CMV Anitkörpertest kein fester Bestandteil der Mutterschutzrichtlinien ist werden die Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen.

Erstinfektion in der Schwangerschaft

Etwa ein bis zwei Prozent der Schwangeren erkranken während ihrer Schwangerschaft das erste Mal an Cytomegalie. Die meisten Frauen infizieren sich über ihr (erstgeborenes) eigenes Kind, dass bereits eine Infektion beispielsweise durch den Kontakt mit anderen Kindern aus der Krabbel- oder Spielgruppe durchgemacht hat. Die Kinder sind meist völlig gesund und zeigen keinerlei Anzeichen einer Erkrankung, können aber über Monate den Cytomegalievirus über den Urin und Speichel ausscheiden.

Da Schwangere bei einer Erstinfektion mit Cytomegalie noch keine Abwehrstoffe gegen das Cytomegalievirus gebildet haben, kann sich das Virus leicht über die Plazenta auf das ungeborene Baby übertragen. Die Wahrscheinlichkeit für die Übertragung des Virus auf das Kind liegt bei etwa 40%.

Damit ist Cytomegalie die häufigste Infektion, die in der Schwangerschaft von der Mama auf ihr ungeborenes Kind übertragen wird. Eine Infektion des ungeborenen Kindes mit Cytomegalie – besonders in den ersten Schwangerschaftswochen – kann schwere Folgen für das ungeborene Kind haben.

Folgen

  • niedriges Geburtsgewicht
  • Verkalkungen im Gehirn
  • Vergrößerung von Leber und Milz
  • Fehlbildungen am Herz-Kreislauf-System
  • Fehlbildungen am Magen-Darm-Trakt
  • Fehlbildungen an Skelett oder den Muskeln
  • geistige Behinderungen
  • Entwicklungsverzögerungen
  • Schäden am Auge
  • Schäden am Gehör

Bei etwa 10 % der pränatal infizierten Kinder, die unmittelbar nach der Geburt keine Symptome zeigen, kann die Cytomegalie nach Monaten oder Jahren Spätfolgen auslösen. Diese können unter anderem Entwicklungs- und/oder Lernstörungen, sowie Hör- und/oder Sehstörungen sein.

Reaktivierung in der Schwangerschaft

Bei Schwangeren die sich bereits bevor sie schwanger werden mit Cytomegalie infiziert haben, kann bei einem geschwächten Immunsystem, wie beispielsweise während einer Krankheit oder bei Stress, der Cytomegalievirus wieder aktiv werden. Dann besteht auch hier die Möglichkeit, dass sich das ungeborene Kind mit dem Virus infiziert.

Eine Reaktivierung während der Schwangerschaft ist aber eher selten – und die Gefahr für das Kind ist deutlich niedriger, als bei einer Erstinfektion mit Cytomegalie in der Schwangerschaft.

Behandlung

Eine Behandlung von Cytomegalie in der Schwangerschaft erfolgt mittels passiver Immunisierung mit Immunglobulin. Die hier verwendeten CMV-Hyperimmunglobuline enthalten eine besonders große Menge spezifischer Antikörper und sind daher besonders wirksam.

Tipps zur Vorbeugung

Erstgebärende sollten nach Möglichkeit den Kontakt zu Kleinkindern unter drei Jahren meiden. Erwarten Sie bereits das zweite (oder dritte…) Kind, ist dies natürlich nicht möglich.

Um sich dennoch vor Cytomeglie zu schützen, sollten Sie auch Ihr Kind testen lassen und sich während der Schwangerschaft an folgende Hygienemaßnahmen halten:

  • reinigen und desinfizieren Sie alle Gegenstände, die mit Urin oder Speichel von Kleinkindern in Kontakt gekommen sind
  • nach jedem Windelwechseln, Kontakt mit Speichel beispielsweise beim Füttern und Naseputzen / Tränen abputzen, sollten Sie sich gründlich unter warmem Wasser mit Seife die Hände waschen
  • benutzen Sie nicht die gleichen Trinkgefäße, das gleiche Besteck oder Handtuch / Waschlappen wie die Kleinkinder
  • vermeiden Sie den Verzehr von Essensresten Ihres Kleinkindes
  • küssen Sie Kleinkinder nicht auf den Mund

Gibt es eine Schutzimpfung?

Eine Schutzimpfung gegen das Cytomegalievirus gibt es zum jetzigen Zeitpunkt nicht.

Erstinfektion bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen

Eine Erstinfektion mit Cytomegalie bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen erfolgt meist ohne Symptome. In seltenen Fällen geht die Erkrankung an Cytomegalie mit grippeähnlichen Symptomen einher. Bei Kleinkindern kann es in sehr wenigen Fällen auch zu einer Lungenentzündung kommen.

Janina Wolf
Autor: Janina Wolf
Aktualisiert am: 13.04.2021