Patchwork-Familie

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Familienmodell der Zukunft?

Schätzungsweise fünfzig Prozent der in Deutschland geschlossenen Ehen werden geschieden. Viele davon bereits schon innerhalb der ersten sieben Jahre. Während viele minderjährige Kinder im Anschluss bei einem alleinerziehenden Elternteil aufwachsen, lebt circa jedes siebte Kind in einer Patchwork-Familie.

Damit ist die Sie ist damit die Patchwork Familie die dritthäufigste Familienform in Deutschland und entsteht, wenn mindestens ein Elternteil ein Kind aus einer früheren Ehe in die neue Beziehung beziehungsweise neue Ehe mitbringt. Der englische Begriff Patchwork bedeutet Flickenteppich und soll das „bunte“ Familienleben zum Ausdruck bringen, das durch die unterschiedliche Herkunft des Kindes beziehungsweise der Kinder der beiden Partner entsteht.

Stieffamilie

Auch wenn der Begriff „Patchwork“ erst 1990 durch die Übersetzerin Margaret Minker etabliert wurde, ist die Familienform der Stieffamilie keinesfalls neu. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ging einer Wiederheirat zumeist der Tod des ersten Ehepartners voraus, sodass durch die neu entstandene Familie vor allem die finanzielle und soziale Absicherung gewährleistet werden sollte. Die Vorsilbe „Stief“ stammt aus dem Germanischen und bedeutet „beraubt“. Hohe Scheidungs- und Trennungsraten ziehen jedoch immer mehr Stieffamilien nach sich, ohne, dass zuvor ein Ehepartner verstorben ist. Auf diese Umstände bezugnehmend, tritt übergreifend der moderne Patchwork-Begriff an die Stelle der Stieffamilie.

Der Wunsch nach einer intakten Familie

Nach der Trennung oder Scheidung einer kinderreichen Ehe bleibt bei vielen Elternteilen der Wunsch nach einer „intakten“ Familie bestehen und wird mit der Gründung einer Patchwork-Familie angestrebt. Statistisch gesehen ist die Patchwork-Familienform auf dem Vormarsch, allerdings ist die Rolle der einzelnen Elternteile in Patchwork-Familien bisweilen gesellschaftlich kaum definiert. Gesetzlich verfügen die „neuen“ Elternteile generell nur über wenig Entscheidungsmacht gegenüber den „fremden“ Kindern. So birgt das Modell der Patchwork-Familie sowohl Chancen als auch mögliche Problemfelder.

Chancen und Risiken einer Patchwork-Familie

In einer Patchwork-Familie sind nicht die Kinder die jüngsten Mitglieder der Familie, sondern die Elternteile stehen vor der Herausforderung, sich als neues Familienmitglied in die jeweils bestehende Teilfamilie zu integrieren. Beispielsweise kann eine alleinerziehende Mutter mit einem Baby urplötzlich zur vierfachen Stiefmutter von Kindern im Grundschulalter werden.

Solch eine Aufgabe liefert einen großen Gestaltungsraum, kann die Stiefeltern jedoch auch schnell verunsichern. Besonders Elternteile, die selbst keine eigenen Kinder haben und in die neue Familie mitbringen, fühlen sich häufig als Außenseiter und haben Angst davor, von den fremden Kindern nicht als solches akzeptiert zu werden. Letztere müssen je nach Alter zunächst die vorausgegangene Trennung ihrer leiblichen Eltern verkraften und ebenso lernen, mit der neuen Stiefmutter beziehungsweise dem neuen Stiefvater neben der biologischen Mutter beziehungsweise dem Vater umzugehen. Hinzu kommen gegebenenfalls auch noch neue Geschwister.

Besonders kompliziert kann es werden, wenn beide Partner Kinder in die neue Beziehung mitbringen und darüber hinaus noch eigene Kinder dazukommen. Sie müssen dann ihrer Rolle als Elternteil in dreifacher Hinsicht gerecht werden, weil sie gleichzeitig Stiefelternteil, biologisches Elternteil der eigenen Kinder und biologisches Elternteil der gemeinsamen Kinder sind.

Familienmodell der Zukunft?

Familienforscher erwarten, dass immer mehr Kinder in mehreren Familien gleichzeitig aufwachsen werden. Um ein funktionierendes Patchwork-Modell umzusetzen, bedarf es viel Geduld bei allen Familienmitgliedern, die sich jedoch am Ende auszahlen kann. Kinder in Patchwork-Familien sind laut Familienforschern eher in der Lage Verantwortung zu übernehmen und verfügen über ein besonders sensibles Sozialverhalten.

Janina Wolf
Autor: Janina Wolf
Aktualisiert am: 22.03.2021