Erbkrankheit Diabetes

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Geschwister leiden öfters

Diabetes setzen viele Menschen immer noch mit einer Alterserkrankung gleich. Diese Vermutung trifft allerdings nicht ganz zu.

In Deutschland überwiegen zwar die Diabetes-Erkrankungen des Typ 2, der als Alterszucker bekannt geworden ist, aber auch die Anzahl der Patienten, bei denen bereits in jungen Jahren eine Zuckerkrankheit diagnostiziert wird, steigt stetig.

Risiko im Babyalter

Nach aktuellen Angaben der „Deutschen Diabetes Hilfe“ leiden rund 325.000 Deutsche unter Diabetes Typ 1 und müssen mit Insulin behandelt werden. Darunter befinden sich rund 10.000 bis 15.000 Babys, Kinder und Jugendliche. Die Zuckerkrankheit ist damit die Stoffwechselerkrankung, die im Kindesalter am Häufigsten auftritt, wie der Vorsitzende der „Stiftung Kindergesundheit“ angibt. Die Rate der diagnostizierten Neuerkrankungen im Bereich Diabetes steigt weltweit dramatisch an, wobei besonders der Anteil jüngerer Patienten immer größer wird. In Deutschland sind bei 100.000 Fällen im Jahr durchschnittlich zwölf Kinder betroffen. Die Ursachen sind laut Experten nicht 100%ig klar nachvollziehbar.

Diabetes liegt in den Genen – Wahrheit oder Gerücht?

Es ist noch nicht lange her, da wurde Frauen, die Diabetes Typ 1 Patienten waren, grundsätzlich von einer Schwangerschaft abgeraten. Zudem gab es vor weniger als 100 Jahren noch gar kein Insulin. Menschen mit Typ 1 Diabetes sind daher häufig an ihrer Krankheit gestorben. Heutzutage hat sich die Situation von Diabetikern stark verbessert, so dass auch Patienten mit Diabetes Typ 1 ohne Probleme ihren Kinderwunsch erfüllen können. Allerdings wird das Krankheitsrisiko über die Gene an den Nachwuchs weitergegeben.

Zahlen

  • Das Risiko an Diabetes Typ 1 zu erkranken liegt im Allgemeinen bei etwa 0,3 Prozent. Entsprechend befinden sich unter 1.000 Kindern drei potentielle Diabetes-Patienten.
  • Bei Kindern, die einen nahen Verwandten wie Mutter, Vater oder Geschwister mit Diabetes Typ 1 haben, liegt das Risiko für die Erbkrankheit Diabetes bei zirka 5 Prozent.
  • Sind in der Familie gleich mehrere Fälle bekannt, steigt das Risiko auf zirka 30 Prozent.
  • Geschwister, mit den Vererbungsmerkmalen der Krankheit den sogenannten Risikogenen, sind besonders gefährdet. Die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung liegt bei zirka 50 Prozent.
  • Trotz aller vererbbaren Merkmale der Typ 1 Diabetes stammen die meisten erkrankten Kinder aber aus Familien, in denen noch kein Diabetiker lebt.

 

Umwelt und Ernährung

Natürlich wird die Diabetes Erkrankung auch von unterschiedlichen Lifestyle- und Umweltfaktoren beeinflusst.

Folgende Risikofaktoren erhöhen die Diabetes Gefahr:
– Übergewicht
– ungesunde Ernährungsgewohnheiten
– Infektionen im Kindesalter
– falsch verstandene Hygienemaßnahmen

All diese Faktoren beeinflussen nicht nur die Entwicklung des körperlichen Immunsystems, sondern auch den Stoffwechsel und die Insulinempfindlichkeit. Kinder, die nach der Geburt gestillt werden, erkranken seltener an Diabetes, da die Muttermilch einen gewissen Schutz aufbaut. Zudem sollten Kinder im 5. und 6. Lebensmonat mit einer Beikost, die geringe Mengen an Gluten enthält wie beispielsweise Getreidebrei, gefüttert werden. Früher oder später mit der Beikost Gabe zu beginnen, erhöht wiederum das Risiko einer späteren Diabetes Typ 1. Die Gabe von Nahrungsmitteln mit Omega-3-Fettsäuren wie Lebertran oder fetter Seefisch in der frühen Kindheit kann das Erkrankungsrisiko ebenfalls senken. Für Eltern ist es daher ratsam, vom ersten Tag an auf eine ausgewogene, gesunde Ernährung des Nachwuchses zu achten.

Diabetes bei Kindern

Diabetes beschäftigt die Wissenschaftler enorm. Am Institut für Diabetesforschung in München und an fünf Studienzentrum, die jeweils in Schweden, Finnland und den USA ansässig sind, läuft seit zwei Jahren eine der größten, internationalen Studien über die Ursachen von Diabetes Typ 1. Die Studie mit dem niedlichen Namen TEDDY, was für The Environmental Determinants of Diabetes in the Young steht, soll aufdecken, welche Ursachen und Umweltfaktoren bei Kindern Diabetes auslösen können. In Deutschland nahmen an der ersten Stufe dieser Studie bereits mehr als 13.700 Neugeborene teil. Weltweit waren es rund 190.000 Probanden. Die Studienergebnisse werden allerdings noch eine Weile auf sich warten lassen, denn es werden immer noch neue Teilnehmer gesucht.

Deutschland nimmt zudem an der Studie „Pre-POINT“ teil. Neben dem Münchner Institut für Diabetesforschung beteiligt sich auch das DFG Center for Regenerative Therapies der Technischen Universität Dresden. Zudem engagieren sich auch Studienzentren in England, der Schweiz, den USA, Italien und Österreich. Untersucht wird die Möglichkeit, Insulin in Form einer Impfung vorbeugend einzusetzen. Davon könnten, insbesondere Kinder im Alter von 2 bis 7 Jahren mit einer genetischen, familiären Vorbelastung, profitieren. Ab Ende dieses Jahres bekommen die teilnehmenden Kinder das Insulin als Nahrungsergänzungspulver oder als Nasenspray verabreicht. Das Insulin soll in diesen Fällen die Immunreaktion verhindern, welche die Insulin produzierenden Zellen zerstört. Geplant ist die Studie für die Dauer von 18 Monaten.

Für Eltern mit Kindern der Risikogruppe, in deren Familie bereits ein oder mehrere Verwandte an Typ 1 Diabetes leiden, besteht derzeit die Möglichkeit, eine kostenlose Untersuchung beim Deutschen Studienzentrum in Anspruch zu nehmen. Mit dieser Untersuchung kann das individuelle Erkrankungsrisiko bestimmt werden. Teilnahmeberechtigt sind alle Kinder in ganz Deutschland, die entweder einen Bruder, eine Schwester oder nahe Verwandte haben, bei denen Diabetes Typ 1 diagnostiziert wurde. Eltern können so Klarheit über mögliche Risiken für ihren Nachwuchs erhalten.

Janina Wolf
Autor: Janina Wolf
Aktualisiert am: 22.03.2021